Gutes Pferdeheu ist Mangelware... Doch was ist gutes Heu? Dass das Heu nicht schimmelig sein soll oder keine Giftpflanzen enthalten sollte ist den meisten bewusst, obwohl auch schon hier oftmals Kompromisse eingegangen werden. Denn Pferde können anscheinend Herbstzeitlosen aussortieren und ein bisschen Staub ist ja auch nicht schlimm. Nicht alle Pferde sortieren Herbstzeitlosen aus und gerade all die zerbrochenen Blätter sind fast unmöglich auszusortieren. Jeder Teil der Herbstzeitlose ist giftig und das Gift kumuliert sich in der Leber und führt so früher oder später zu Symptomen. Nur weil das Pferd nach einer mit Herbstzeitlosen verseuchten Balle nicht sofort tot umgefallen ist, heisst das nicht, dass es den Körper nicht trotzdem belastet und es möglicherweise einen weiteren Stressfaktor schlechter wegstecken kann.
Was leider noch viel zu wenig bekannt ist, ist wie schwerwiegend ein zu hoher Zuckergehalt im Heu ist. Immer noch wird von vielen Tierärzten bei Rehe gesagt, das Pferd dürfe nicht mehr auf die Weide, manchmal auch, dass das Heu reduziert werden muss. Aber mit selten wird erwähnt, dass das Heu heutzutage schon genau so problematisch ist wie Weidet und die Zuckergehalte so hoch sind, dass immer mehr Pferde auch bei reiner Heufütterung in normalen Mengen Rehe bekommen. Auch Winterrehen sind immer verbreiteter, da kommt zum hohen Zuckergehalt im Heu dazu, dass die Pferde im Winter oftmals noch viel weniger bewegt werden. Bekommt ein Pferd weniger als 1,5kg/100kg Körpergewicht wird es Probleme geben. Pferde produzieren ständig Magensäure, egal ob es frisst oder nicht. Ist dann die Fresspause zu lange, wird der Magen gereizt und es kommt zu Magengeschwüren.
Das tragische ist, zuckerreiches Heu wird im Normalfall lieber gefressen und es werden auch deutlich grössere Mengen gefressen als bei magerem Heu. Das Pferd bekommt auch schneller wieder Hunger wegen den massiven Blutzuckerschwankungen. Das heisst gerade bei leichtfuttrigen Pferden beginnt dann oft ein Teufelskreis, das Pferd bekommt schon wenig Futter, ist aber trotzdem immer noch zu dick, nimmt nicht ab, ist ständig hungrig und entwickelt Magengeschwüre. Und macht im dümmsten Fall trotz aller Massnahmen eine Hufrehe. Inhaliert dein Pferd das Heu, ist das ein Indikator dafür, dass es zuckerreich ist und nicht dass dein Pferd einfach eine Fressmaschine ist.
Passt das Heu vom Zuckergehalt zum Pferd, kann es problemlos 24h am Tag Zugang zum Heu haben ohne zu dick zu werden und ohne übermässige Mengen zu fressen. Mageres Heu macht dem Pferdebesitzer das Leben so unglaublich viel leichter!
Leider ist mageres Heu in guter Qulität mangelware. Der Zuckergehalt ist nicht von Auge bestimmbar. Nur weil es von Öko ist, heisst es noch lange nicht dass es mager ist. Auch nicht wenn es grob ist oder spät geschnitten. Gerade Weidelgras und Rohrschwingel sind Hochzuckergräser die auch noch sehr stressresistent sind und sich gut verbreiten. Diese gibt es inzwischen überall. Hat man diese Gräser im Heu hat man schnell einen Zuckergehalt von 12-16% auch wenn es eine Ökowiese ist.
Was wir uns für unsere Pferde wünschen würden, wäre Heu von artenreichen Magerwiesen mit einem niedrigen Zuckergehalt, ohne Giftpflanzen, lange Halme, wenig Staub. Für meine Leichtfuttrigen passt das Heu wenn es 8% Zucker oder weniger enthält. Manche Ponyrassen, Robustrassen, Barockrassen oder auch Kaltblüter vertragen nicht mal 8% Zucker. Bei meinen sehe ich einen massiven Unterschied ob das Heu 8% oder 10% Zucker enthält. Bei 10% beginnen die Polster zu wachsen auch mit engmaschigen Heunetzen und abgewogenen Heu.
Training macht einen Unterschied wie viel Zucker das Pferd wegstecken kann, aber auch hier hat man nur einen limitierten Einfluss. Es gibt Zusatzfutter die helfen sollen, dass das Pferd besser mit Zucker umgehen kann, doch auch da ist die Wirkung limitiert, sobald der Zuckergehalt mehr als minim über dem ist was das Pferd vertragen kann.
Das bedeutet, hat man nicht den richtigen Zuckergehalt passend zum Pferd, wird es ein Managen und ein Kompromisse machen.
So viele Pferdebesitzer und Bauern sind sich der Thematik nicht bewusst. Die Landwirtschaft ist immer noch hauptsächlich auf Nutztiere ausgerichtet und da möchte man viel Zucker und viel Protein. Es wird Zeit, dass diese Thematik bekannter wird und dass in Zukunft mehr pferdegerechtes Heu produziert wird. Denn es gibt viel zu viele übergewichtige Pferde, Pferde mit massiven Stoffwechselstörungen, EMS, Insulinresistenz und Hufrehe. Oder Pferde mit Magengeschwüren, weil nicht genug Heu gefüttert wird. Oder besonders in Offenställen ist es extrem problematisch, wenn die Pferde Hunger haben, denn diese Pferde werden oft aggressiv und führen so zu Stress in der Gruppe.
So viele Wiesen sind massiv überdüngt und darauf sind hauptsächlich noch die Hochleistungsgräser vorhanden. Das sind Monokulturwiesen. Als Kind konnte ich noch Blumensträusse auf Kuhwiesen pflücken, heute wächst da vielleicht noch Hahnenfuss und Löwenzahn. Eine Wiese wieder auszumagern ist gar nicht so einfach. Man kann nicht einfach aufhören zu düngen und denken die Wiese entwickelt sich wieder zurück. Das ist leider gar nicht so einfach und mit viel Aufwand und Kosten verbunden. Es müssen Magergräser angesäht werden, der Boden muss den Bedürfnissen der Magergräser entsprechen und benötigt Rehabilitierung. Artenreiche und magere Wiesen wären aber auch für unser Ökosystem viel wertvoller.
Übergewicht ist nicht zu verharmlosen! Es ist manchmal erstaunlich wie lange ein Pferd fett sein kann ohne Hufrehe zu bekommen, doch früher oder später werden die Probleme kommen. Ist ein Pferd vom Stoffwechsel erst mal entgleist, wird es sein Leben lang anfällig bleiben. Warte besser nicht darauf.
Doch wie erkenne ich ob ein Pferd zu dick ist oder nicht? Taste die Rippen deines Pferdes, wie dick ist die Fettschicht darauf? Wie einfach kannst du diese spüren? Biegt sich ein Pferd, sollte man auf der Aussenseite die Rippen sehen können. Zusätzlich zum Fett auf den Rippen machen manche Pferde noch Polster am Halskamm und auf der Kruppe. Fühle am Halskamm wo die Muskulatur endet und wie viel Fett noch oben drauf ist. Pferde lagern auch Fett in die Muskulatur ein, hat ein Pferd Fett auf den Rippen, ist auch nicht alles effektiv Muskulatur was du siehst. Um zu beurteilen ob ein Pferd tatsächlich gut bemuskelt ist, muss es ein Normalgewicht haben. Sonst muss es erst mal abnehmen und dann sieht man wie viel von der Muskulatur noch übrig ist.
Pferde können sehr unterschiedlich grosse Brustkörbe haben und ein Pferd mit grossem Brustkorb wird gerne mal als dick bezeichnet obwohl die Rippen gut fühlbar sind und bei einem Pferd mit kleinem Brustkorb sieht es eher so aus als wäre das Gewicht normal, obwohl es das nicht ist.
Fruktan und Zucker sind zwei unterschiedliche Probleme! Fruktane haben keinen Einfluss auf den Blutzucker, sie können aber die Darmflora massiv stören, besonders dann wenn sich viele Milchsäurebakterien im Darm angesiedelt haben. So kann eine übermässige Menge an Fruktan denDarm ansäuren und so dazu führen, dass ein Teil der Darmflora abstirbt was eine ganze Reihe Toxine freisetzt und so zu Hufrehe führen kann.